Das kann Googles erstes Tablet seit acht Jahren
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Mit dem Pixel Tablet will Google eine Prise frischen Wind ins Android-Tablet-Segment bringen. Dabei geht der Hersteller anders vor als etwa Samsung oder Apple. Statt eine Eier legende Wollmilchsau anzubieten, die sich auch als Notebook-Ersatz nutzen lassen soll, liegt der Fokus auf Medienkonsum und als Smartdisplay für zu Hause.
Damit verfolgt Google auch einen anderen Ansatz als noch beim Pixel C (Test): Das 2015 auf den Markt gebrachte Gerät sollte mit einem optionalen Hardware-Keyboard als Produktivgerät eingesetzt werden können. Das Ganze überzeugte leider wenig. Damals war jedoch weniger die Hardware als die Software das Problem.
Ähnlich verhält es sich auch beim Pixel Tablet, allerdings hat Google aus seinen Erfahrungen mit dem Pixel C und den Produkten der letzten Jahre gelernt.
Von Größe und Preis her liegt das Pixel Tablet auf einem ähnlichen Level wie Samsungs Galaxy Tab S8 oder Apples iPad der zehnten Generation (Test). Der Unterschied zu den beiden Modellen der Mitbewerber ist, dass sich im Lieferumfang ein Ladedock befindet.
Google erklärte schon im Oktober 2022 den Sinn dahinter: Tablets seien in der Regel zeitlich begrenzt zu Hause im Einsatz. Den Rest der Zeit lägen sie irgendwo herum. Beim Pixel Tablet soll das sinnlose „Herumfläzen“ und gleichzeitige entleeren der Batterie nicht eintreten.
Während der Nichtbenutzung des Tablets sieht Google vor, dass es aufs Ladedock gelegt wird und dort nicht nur mit Energie versorgt wird, sondern gleichzeitig als Smartdisplay fungieren soll. Bevor wir aber auf das Dock und die Smartdisplay-Funktionen eingehen, schauen wir uns zuerst einmal das Tablet selbst an.
Das Gehäuse des Tablets besteht aus recycelten Aluminium, auch wenn es nicht so wirkt. Denn ähnlich wie beim Pixel 5 (Test) ist das Gerät mit einer Beschichtung versehen. Durch das sogenannte Nano-Ceramic-Coating erhält das Pixel Tablet ein mattiertes Finish, das sich zum einen angenehm in der Hand anfühlt und zum anderen recht rutschfest und obendrein kein Fettfingermagnet ist.
Auf der langen Seite rechts oben befindet sich neben der Lautstärkewippe der Powerbutton, in den ein schnell reagierender Fingerabdrucksensor integriert ist. Die vier ins Gehäuse eingelassenen Lautsprecher produzieren einen eher mittelmäßigen Sound mit etwas zu stark betonten Höhen, die bei hoher Lautstärke dazu tendieren, zu scheppern. Beim Sound des Tablets ist noch Luft nach oben, die Verarbeitung ist aber ausgezeichnet.
Zu schwer ist es mit seinen 493 Gramm auch nicht. Es ist minimal schwerer als Apples iPad 10, das 477 Gramm auf die Waage bringt, das Tab S8 wiegt mit 503 Gramm sogar etwas mehr.
Das Pixel Tablet besitzt ein Elf-Zoll-LC-Display mit einer Auflösung von 2.560 mal 1.600 Pixeln, das eine Helligkeit von 500 Nits erreicht. Ringsherum ist ein Rahmen, an dem sich das Tablet greifen lässt, ohne dass es zu Fehleingaben kommt. Manche halten ihn für zu breit, ich finde ihn genau richtig, zumal die Bezel des iPad 10, das sich im gleichen Preissegment bewegt, ähnlich breit ist.
Das Display selbst stellt Farben realistisch und ausgewogen dar und ist für den Gebrauch zu Hause gut geeignet. Im Unterschied zu Samsungs Tab S8, das bis zu 120 Hertz unterstützt, bietet das Display des Pixel Tablets nur eine Bildwiederholrate von 60 Hertz – genauso wie das von Apples iPad 10.
Den Unterschied hinsichtlich der Bildwiederholrate nimmt man indes nur im direkten Vergleich wahr. Das System mutet weitgehend flüssig an und Eingaben werden direkt ausgeführt.
Zuletzt gehören für eine flüssige Nutzeroberfläche und direkte Eingaben auch weitere Elemente dazu. Beim Prozessor setzt Google auf den aktuellen hauseigenen Tensor-G2-Chip, der auch bei Pixel 7, 7 Pro (Test), Pixel 7a (Test) und Pixel Fold verbaut ist.
Der Chip ist zwar nicht so schnell wie Qualcomms aktueller Snapdragon 8 Gen 2, allerdings leistet er in Kombination mit acht Gigabyte DDR5-RAM und 128 respektive 256 Gigabyte UFS-3.1-Speicher gute Arbeit.
Was die Laufzeit angeht, so verspricht Google zwölf Stunden Videowiedergabe, was durchaus realistisch klingt. Allerdings kommt es selten dazu, dass die 27-Wattstunden-Batterie leer wird. Denn wenn ihr es nach der Benutzung wieder aufs magnetische Ladedock legt, wird es sofort wieder nachgeladen. Der Vorteil des Zubehörs ist nicht nur, dass das Tablet stets nachgeladen wird, sondern auch an einem festen Ort positioniert werden kann, damit ihr immer wisst, wo es liegt.
Modell | Google Pixel Tablet |
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Display | 11 Zoll LCD, 2.560 x 1.600 Pixel, 276 ppi, Seitenverhältnis: 16:10 Helligkeit: 500 cd/m², 24-Bit-Farbtiefe, 16 Millionen Farben |
Betriebssystem | Android 13 |
Prozessor | Tensor G2 |
Arbeitspeicher | 8 GB DDR5 |
Interner Speicher | 128 oder 256 UFS 3.1-Speicher |
Akkukapazität | 27 Wattstunden |
Frontkamera | 8 MP, 1,12 μm Pixelgröße, ƒ/2.0, Fixfokus, Erfassungswinkel: 84°, Bildsensorgröße: 1/4″ |
Rückkamera | 8 MP, 1,12 μm Pixelgröße, ƒ/2.0, Fixfokus, Erfassungswinkel: 84°, Bildsensorgröße: 1/4″ |
Konnektivität | Wi-Fi 6 (802.11 a/b/g/n/ac/ax) mit 2 × 2 MIMO, Dualband (2,4 GHz / 5 GHz) Bluetooth 5.2, Ultrabreitband-Chip |
Sonstiges | Fingerabdrucksensor in Ein-/Aus-Taste, USB Typ-C 3.2 Gen. 1, Ladedock mit 15-Watt-Lautsprecher, 15 Watt Ladeleistung, Unterstützt USI 2.0-Eingabestifte |
Abmessungen | 258 × 169 × 8,1 mm |
Gewicht | 493 g |
Farben | Porcelain, Hazel |
Preis (UVP) | 128 GB: 679 Euro inkl Dock , 256 GB: 799 Euro (inkl Dock) |
Auf Wunsch könnt ihr es selbstredend auch über den USB‑C-Anschluss aufladen, was aber umständlicher ist, da ihr mit einem Kabel herumhantieren müsstet.
Abgesehen von der Lademöglichkeit verwandelt sich das Tablet mit dem Dock in ein Smartdisplay, über das ihr unter anderem euer Smarthome steuern könnt. Hierfür ist die neue Google-Home-App installiert, die ihr direkt vom Lockscreen aus über einen Shortcut erreicht.
Im sogenannten Hub-Modus, also wenn das Tablet mit dem Ladedock verbunden ist, lassen sich verschiedene Designs auf dem Bildschirm anzeigen. So besteht die Möglichkeit, diverse Uhren, Kunst, eigene Fotos aus der Google-Fotos-Galerie und das Wetter in zwei Designs anzeigen.
Selbstredend lässt sich das Tablet im Hub-Modus per Sprachbefehl über den Google Assistant bedienen. Der Umfang entspricht dem, was manche vom Nest Hub kennen: Neben der Smarthome-Steuerung könnt ihr die Musikwiedergabe starten, euch die aktuellen Nachrichten anhören, das Wetter ansagen lassen und Wissensfragen stellen. Ebenso hilft Google bei der Übersetzung: Der Assistent kann etwa Fragen wie „Wie sagt man ‚Urlaub‘ auf Spanisch?“ beantworten.
Ausbaufähig sehen wir die Musikwiedergabe und die allgemeine Funktionalität des Ladedocks: Wie schon erwähnt, sind die Lautsprecher des Tablets eher mittelmäßig, der im Dock liefert einen wesentlich besseren Sound. Musik klingt voluminöser und ausgewogener, sodass das Dock problemlos zur Wiedergabe genutzt werden kann.
Leider kann der Speaker im Dock nur Inhalte wiedergeben, wenn das Tablet angeschlossen ist. Hier hätten wir uns gewünscht, dass das Dock auch per Googles Cast-Protokoll aus der Ferne angesprochen und das Tablet zur Musiksteuerung optional in der Hand gehalten werden kann. Auch eine Stand-alone-Funktion als Smart-Speaker wäre denkbar.
Rein technisch scheint dies aber wohl nicht vorgesehen zu sein, sodass es ein frommer Wunsch bleibt. Trotzdem ist der Ansatz, den Google mit der Tablet-Dock-Kombination verfolgt, recht smart und sinnvoll.
Auf der Software-Seite steckt im Pixel Tablet Googles Android 13. Das Betriebsystem hat allerlei spezielle Anpassungen für große Displays erhalten, die zum Teil mit Android 12L eingeführt wurden. Dabei hatte Google nicht nur Tablets im Hinterkopf, sondern hat die Features auch für den Einsatz in Foldables wie dem Pixel Fold oder Samsungs Fold und Flip entwickelt.
Vorteile der Anpassungen sind zum einen die Möglichkeit, per Geste mittels einer App-Leiste selbst bei geöffneten Apps auf alle Anwendungen zugreifen zu können. Zudem ist es mit einem Wisch möglich, zwei Apps nebeneinander auszuführen und zwischen ihnen per Drag & Drop Inhalte hin- und herzuschieben.
Zudem ist das Betriebssystem für große Bildschirme optimiert: Beim Herunterziehen der Benachrichtigungsleiste werden nicht nur neue Nachrichten, Mails oder andere Notifications angezeigt. Hier findet ihr links daneben auch direkt die Schnelleinstellungen, um etwa den Dark-Mode zu aktivieren oder auch das Mikrofon und die integrierte Kamera abzuschalten und mehr.
Ein Mehrwert für das Tablet sind neben dem Multitasking-Modus auch zahlreiche Apps, die speziell für große Bildschirme optimiert wurden. Die Apps sind ähnlich wie am Desktop zweigeteilt, um neben dem Inhalt wie Konversationen in Mail oder Whatsapp auch einen Blick auf die bisherigen Konversationen zu behalten und sie so schnell aufrufen zu können.
Laut Google sind bislang über 80 Anwendungen für Tablets und Foldables optimiert worden. Neben Mail und Whatsapp gehören etwa auch Teams, Spotify, Tiktok, Microsoft Word und weitere dazu. Anwendungen wie Twitter und Instagram sind derzeit noch nicht optimiert, sodass sie wie aufgeblasene Smartphone-Apps aussehen.
Im Querformat nehmen diese nur ein Drittel des Bildschirms ein, während der Rest des Displays schwarz ist. Per Doppeltap in den freien Raum können sie jeweils nach links, in die Mitte oder an den rechten Rand bewegt werden. Schön ist leider anders, es ist zu hoffen, dass die Entwickler ihre Apps beizeiten entsprechend anpassen.
Bei Instagram dürfte das womöglich jedoch nie geschehen, da Meta nicht einmal für iPads eine entsprechende Version anbietet. Bei Twitter wäre es indes denkbar, da das Unternehmen eine für iPads optimierte Version anbietet. Der Umfang an angepassten Anwendungen ist jedoch noch überschaubar.
Für Videocalls hat Google seine App Meet aufgebohrt: So unterstützt es zum einen Continous Framing, womit ihr stets im Mittelpunkt bleibt, selbst wenn ihr euch bewegt. Befindet sich das Tablet im Dock, ist diese Funktion automatisch aktiviert.
Neu ist ein sogenannter 360-Grad-Hintergrund, mit dem ihr euch in verschiedene Settings begeben könnt. Bewegt ihr die Kamera, so ändert sich die Perspektive des Hintergrundes in Echtzeit, als wärt ihr tatsächlich vor Ort. Sicher, dieser visuelle Effekt ist nur Spielerei, aber eine nette.
Was regelmäßige Software-Updates angeht, garantiert Google wie bei seinen Smartphones, fünf Jahre lang Sicherheitspatches bereitzustellen. Große Android-Versionen bekommt das Tablet für drei Jahre. Damit kommt Google nicht ganz an Samsung heran, das vier große OS-Updates und fünf Jahre Patches garantiert, aber immerhin lässt sich das Gerät ebenso lange nutzen wie ein Galaxy Tab S8 oder Galaxy S23 Ultra (Test).
Während Apple und Samsung für die eigenen Tablets allerlei Zubehör anbieten, ist der Umfang an Accessoires für das Pixel Tablet noch überschaubar: Neben dem im Lieferumfang enthaltenen Ladedock bietet Google nur noch ein Case, welches das Tablet schützt.
Dieses Zubehör besitzt ein integriertes Ringstativ aus poliertem Metall, mit dem das Tablet in so gut wie jedem Winkel aufgestellt werden kann. Auch zum Laden im Dock muss es nicht abgenommen werden, da sich der Ring um die Ladeeinheit schmiegt.
Mehr bietet Google für das Tablet nicht an. Es unterstützt zwar noch USI-2.0-Eingabestifte; hierfür müssen sich Interessent:innen aber bei Drittanbietern umsehen. Auch ein Keyboard-Case gibt es nicht, obwohl sich das Tablet durchaus als ein reduzierter Notebok-Ersatz eignet. Doch das widerspricht offenbar dem von Google angedachten Konzept.
Google liefert mit seinem ersten Tablet seit 2015 ein solides neues Produkt ab, bei dem der Hersteller die Einsatzzwecke recht klar eingegrenzt hat. Das Pixel Tablet ist für den Heimgebrauch bestimmt, mit dem Medien konsumiert und Videocalls durchgeführt werden können sowie durchs Web gesurft werden kann. Wird es gerade nicht verwendet, soll des nach Googles Vorstellungen im Ladedock aufbewahret werden, auf dem es als Smartdisplay genutzt werden kann.
Die Idee dahinter ist durchaus durchdacht und smart. Besitzer:innen erhalten damit zwei Geräte in einen. Die hauseigenen Nest Hubs werden damit ein Stück weit überflüssig, das Tablet mit Dock hat jedoch seinen Preis: Google verlangt ab 680 Euro für die Kombi. Das ist nicht günstig, aber im Vergleich mit den genannten Mitbewerbern auch nicht überteuert.
Ausbaufähig ist das Konzept dennoch. Denn das Ladedock sollte idealerweise auch unabhängig vom Tablet als Smartspeaker fungieren und zur Musikwiedergabe genutzt werden können.
Das Pixel Tablet wird in den Farben Hazel und Porcelain angeboten. Das Modell mit 128 Gigabyte Speicher, bei dem das Dock inbegriffen ist, kostet in Deutschland 679 Euro*. Das Modell mit 256 Gigabyte schlägt mit 799 Euro *zu Buche. Weitere Ladedocks können für 149 Euro separat gekauft werden, das Folio-Case mit Standfuß kostet 99 Euro.