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Anschreiben verfassen mit ChatGPT? Viele Deutsche halten das für Betrug

Zunächst war es nur ein Experiment, doch schnell stellte sich heraus, dass ChatGPT in der Lage ist, echt gute Anschreiben zu verfassen. Zu dieser Erkenntnis kam Laura Mitrach, als sie die KI-Anwendung für die Bewerbung ihrer Schwester ausprobierte. „Ich habe den KI-Chatbot aufgefordert, ihr ein Anschreiben aufzusetzen, und den Befehl mit persönlichen Informationen gefüttert“, so die Berlinerin. „Besser hätte ich es auch nicht formuliert.“

Mitrach ist es gewohnt, die Bewerbungsunterlagen für Familienmitglieder zu überarbeiten. „Gerade ein Anschreiben aufzusetzen, ist für viele Menschen ja nicht unbedingt die leichteste Übung“, sagt sie. Sie fragt sich auch, welche Relevanz die schriftliche Ausdrucksfähigkeit im Job der Schwester habe. „Sie arbeitet seit 20 Jahren als Physiotherapeutin.“ In ihrem Arbeitsalltag schreibt sie lediglich standardisierte Befunde, jedoch nie individuelle Texte.




37,8 Prozent lehnen KI beim Anschreiben ab

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) wird im Recruiting nicht erst seit ChatGPT diskutiert – und doch wirft der KI-Chatbot neue Fragen auf. Dazu gehört, inwieweit es zulässig ist, dass Jobsuchende ihre Bewerbungsunterlagen von ihnen erstellen lassen. Dabei zeigt sich in einer Softgarden-Umfrage, dass einige Bewerbende diese Fragen bereits für sich geklärt haben: 12,7 Prozent nutzen KI-Chatbots inzwischen, um ihr Anschreiben zu verfassen.

„Oft begegnen uns Anschreiben, die von KI stammen könnten.“

Weitere 36,6 Prozent der Befragten können sich die Unterstützung zwar vorstellen, haben aber bislang keine praktischen Erfahrungen mit KI-Chatbots gesammelt. 37,8 Prozent lehnen den Gebrauch von künstlicher Intelligenz zum Verfassen von Anschreiben mit der Begründung ab, das sei „Betrug“. 12,9 Prozent gaben an, dass es „zu kompliziert“ sei, ChatGPT zu nutzen. Von einem breiten Einsatz kann insofern noch keine Rede sein.

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Auf die Geschlechter heruntergebrochen sind es mehr Männer als Frauen, die schon erste Erfahrungen mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz während der Bewerbung gesammelt haben: Während 13,7 Prozent der Männer bereits KI-Anwendungen benutzt haben, um ein Anschreiben zu verfassen, sind es bei den Frauen mit 10,5 Prozent deutlich weniger. Allerdings können sich 38,8 Prozent der Bewerberinnen vorstellen, dies künftig zu tun.




IT-Personaler sehen ChatGPT-Einsatz nicht kritisch

Anschreiben: IT-Personaler sehen ChatGPT-Einsatz nicht kritisch. (Foto: Shutterstock-Shutter.Ness)

In der IT-Branche sehen Personalverantwortliche den Einsatz kaum kritisch, wie t3n auf Nachfrage erfährt. „Ich sehe den Einsatz von KI bei der Erstellung von Anschreiben als eine sinnvolle Unterstützung, die bisher überwiegend Ratgeber oder Blogs übernommen haben“, so SAP-Personalvorstand Cawa Younosi. Sie erhöhe sogar die Chancengerechtigkeit für Jobsuchende, die mit der deutschen Sprache oder den Bewerbungsgepflogenheiten hierzulande nicht vertraut seien.

„Viele Bekannte greifen beim Anschreiben auf Unterstützung zurück.“

Rimma Pitkewitsch ist Recruiterin bei Comspace. Auch sie sieht in dem Einsatz von KI-Anwendungen kein generelles Problem. „Betrug wäre für mich lediglich, wenn das, was im Anschreiben steht, nicht wahr wäre“, so die Personalverantwortliche der Digitalagentur. Sie rät Anwendenden lediglich, bei der Nutzung von ChatGPT vorsichtig zu sein und genau zu prüfen, ob das, was die KI vorschlägt, auch persönlich zu ihnen passt.

In beiden Unternehmen liegen die Anhänge inzwischen zwar noch auf dem Tisch, jedoch sind sie nicht mehr verpflichtend. „Oft begegnen uns Anschreiben, die von KI stammen könnten, aber nicht unbedingt müssen“, so Cawa Younosi. Rimma Pitkewitsch sagt, dass sie auf den ersten Blick gar nicht erkennen würde, ob das Anschreiben von einer KI geschrieben wurde. „Das liegt daran, dass die Qualität der Texte generell schon immer unterschiedlich war.“




Anschreiben als Bewerbungshürde wahrgenommen

Mit zunehmendem Gebrauch von ChatGPT durch Bewerbende dürfte die Aussagekraft des Anschreibens weiter abnehmen. Noch stellt der Anhang für viele Jobsuchende eine Bewerbungshürde dar: 53 Prozent der Jobsuchenden geben an, es würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, sich zu bewerben, wenn Arbeitgebende auf die Anforderung eines Anschreibens verzichten. Unter ihnen ist die Nutzung von KI stärker verbreitet und liegt bei 16,8 Prozent.

Laura Mitrach sieht in Bezug auf ihre geschilderte Bewerbungssituation keinen großen Unterschied darin, ob sie oder ChatGPT das Anschreiben für die Schwester aufsetzt. Es sei so oder so nicht von der eigentlichen Bewerberin verfasst worden, erklärt sie: „Ich bin mir sicher, dass das in anderen Familien oder Freundeskreisen nicht viel anders ist. Viele Bekannte greifen beim Anschreiben auf Unterstützung zurück.“

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