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Ist das mehr als Greenwashing?

Schon länger machen sich Banken um eine nachhaltigere Lösung für die Herausgabe von Girocards, Kredit- und Debitkarten Gedanken. Die Deutsche Bank etwa verwendet seit einigen Monaten durchgängig Recyclingkunststoff als Kartenmaterial, andere Banken und Fintechs wie die besonders nachhaltig aufgestellte Tomorrow setzen zumindest im Luxussegment des Zero-Kontenmodells auf (offenbar etwas teurere) Lösungen aus nachhaltigem Kirschholzfurnier.

Im Herbst vergangenen Jahres hat die GLS-Bank, die sich (ihrerseits zur Genobankenwelt gehörend) ebenfalls sozial-ökologisches Banking auf die Fahnen geschrieben hat, damit begonnen, auf Karten aus Holzfurnier zu setzen. Die Karte, die dem Vernehmen nach ohne Plastikkern auskommt, aber freilich auch auf die umweltschädlichen Bestandteile Antenne, Chip und Magnetstreifen setzen muss, um regelkonform zu sein, wurde zunächst in kleiner Auflage mit einem Dienstleister umgesetzt und ist jetzt offenbar so etabliert, dass auch weitere Banken aus dem genossenschaftlichen Lager darauf setzen wollen.




Holzfurnier und Papier – und Antenne, Chip und Magnetstreifen

Immerhin bestehen die neuen nachhaltigen Karte, die vom Anbieter DG Nexolution stammen, zu 90 Prozent aus Holz (FSC-zertifizierter Ahorn mit Herkunft Schweiz und Deutschland) und zu zehn Prozent aus Papier und biologisch abbaubarem Klebstoff, heißt es. In Zukunft sollen aber auch andere heimische Holzarten wie Kirschholz zum Einsatz kommen.

Das Furnier soll die Karte so widerstandsfähig machen, dass sie es in Sachen Stabilität und Funktionalität mit der alten Plastikvariante aufnehmen kann. Das muss auch so sein, denn es wäre für die Kund:innen ärgerlich, wenn die Karte nicht die üblichen Jahre Nutzung durchhält oder Banken diese vorzeitig aufgrund von funktionalen Problemen tauschen müssen.

Doch die Tests bei den nachhaltigkeitsorientierten und daher hier sicher toleranten Kund:innen der GLS Bank haben offenbar gut funktioniert. Denn in den letzten Wochen haben immer mehr der etwa 700 regionalen Banken Holzkarten angekündigt, die in Zukunft ausgegeben werden sollen. Rund 27 Millionen Geldkarten (zum Großteil Girocards, neuerdings nach dem Maestro-Ende mit Co-Badge Visa Debit für Auslandseinsatz, aber auch ein kleiner Anteil an Kreditkarten) sind hier im Umlauf.

Etwa ein Viertel – zuzüglich Neukund:innen und Ausgabe alternativer Karten – werden Jahr für Jahr gewechselt. Aus Holz sollen zunächst aber nur rund 50.000 Karten in diesem Jahr emittiert werden, immerhin eine Zahl von „mehreren Millionen“ im kommenden Jahr.




Durchgängig digitale Lösungen wären umweltfreundlicher

Ist all das eine gute Nachricht oder einfach nur eine Form von Greenwashing? Legt man strenge ESG- und Nachhaltigkeitskriterien an, wird schnell klar, dass die rund fünf Gramm schweren Karten für sich zwar auch ein Problem sind, aber vor allem die verbaute Technik aus Chip, Antenne und Magnetstreifen der springende Punkt ist. Und die wird weiterhin benötigt. Erheblich hilfreicher in Sachen Nachhaltigkeit wäre indes, würden Banken auf Chip und Antenne verzichten, bei denen hochwertige, umweltschädlich zu fertigende Rohstoffe und Metalle zum Einsatz kommen. Das würde den CO2-Fußabdruck deutlicher reduzieren als die Frage, ob Plastik oder Holz (plus Kleber).

Möglich wäre das mittelfristig durchaus, würde aber zumindest einen EU-weiten Switch hin zu digitalen und virtuellen Karten auf dem Smartphone via NFC-Funktion voraussetzen. Smartphone, Smartwatch, Ringe und andere mehrfach einsetzbaren Devices hierfür gibt es bereits reichlich, doch wie so oft liegt die Tücke im Detail. Denn was nützt es, wenn einige Banken bereits Geldabhebung durch Auflegen des Smartphones ermöglichen, die Zugangskontrolle außerhalb der Geschäftszeiten aber das Einstecken einer Bankkarte erfordert?

Eine Branche, die wirklich nachhaltig sein will, sollte aber mittelfristig hierfür passende Lösungen finden können. Denn die Holzkarte ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, bleibt aber eine Brückentechnologie auf dem Weg hin zu komplett digitalen Lösungen.




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Faktor Mensch und Gewohnheiten nicht vernachlässigen

Doch da ist auch der Faktor Mensch: Nicht jeder Kunde, nicht jede Kundin ist wirklich digital-affin. Oft ist schon die Kartenzahlung und -nutzung unwillkommen. Und selbst wenn man eine vernünftige App-Lösung anbietet, wie etwa beim Deutschland-Ticket, bleiben viele Kund:innen dennoch lieber bei der Plastikkarte im Geldbeutel.

Insofern wird es gleichzeitig darauf ankommen, dass es die Unternehmen schaffen, hier ein Umdenken in Gang zu setzen, denn ein immer größerer Anteil der Kund:innen verfügt über geeignete Mobilgeräte und hat das Smartphone meist ohnehin immer dabei. Den Vorstoß der genossenschaftlichen Banken als reines Greenwashing abzutun, wäre in sofern wohl wenig zielführend.

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