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Wieso die meisten Gamer gar nicht wissen, was das bedeutet

Die Gaming-Branche ist vor allem: laut. Die Spiele sind es oft, die Trailer, mit denen sie angekündigt werden, sowieso. Auf Messen stehen neben Anspielstationen Militär-Jeeps. Gaming-Zubehör wie Schreibtischstühle oder Tastaturen sind neongrell. Doch hinter all der Technik und Grafik, hinter den Zahlen und dem Marketing-Getöse steht vor allem eines: Game-Design.

Zwei Worte, die den Kern der Videospiele ausmachen. Um die herum alles andere entsteht. Und auch zwei Worte, die inzwischen etliche andere Branchen verändern. Viele haben es vielleicht schon im Alltag erlebt – aber es nie gemerkt. Denn gut ist Game-Design dann, wenn es gar nicht erst auffällt. Und gerade viele Gamer wissen gar nicht genau, was es damit auf sich hat.

Was ist das also genau? Heruntergebrochen ist Game-Design die Disziplin, in der entschieden wird, nach welchen Regeln ein Spiel funktioniert. Wie können sich die Spieler:innen in einem Game bewegen? Welche Spielmechaniken stehen ihnen zur Verfügung, wie können sie mit der Spielwelt interagieren? Was ist das Ziel? Wie kommen sie da hin?

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Landläufig wird unter Game-Design nämlich das ästhetische Design des Spiels verstanden. Also wie es aussieht, welchen Eindruck es macht. Das aber hat mit der eigentlichen Bedeutung des Berufs nichts zu tun. Game-Designer ist eine der wichtigsten Disziplinen der Entwicklung – aber auch die, die oft missverstanden wird.

„Wir sind die, die sich ausdenken, was man in einem Spiel macht. Dann kommunizieren wir mit den anderen Departments, damit das umgesetzt wird“, sagt Sophia Donderer. Die 30-Jährige hat Game-Design an der HTW Berlin studiert und mehrere Jahre beim Studio Fizbin gearbeitet.

An dem Beruf fasziniere sie besonders, dass er viel mitein­ander verbindet: Kunst, Programmieren, Schreiben, Erfinden. Denn eine Game-Designerin ist nicht nur dafür verantwortlich, was in einem Spiel passiert. Sie muss auch sicherstellen, dass die Spieler:innen das alles verstehen – ohne große Schwierigkeiten, am besten selbsterklärend.

„Es geht eigentlich ständig darum, Problemlösung zu betreiben“, sagt sie. Es soll etwa ein neuer Gegenstand in ein Spiel integriert werden. Okay, aber wie können die Spieler:innen ihn finden? Wie einsetzen? Und wie soll das Menü aussehen, in dem der Gegenstand dann abgelegt wird?

Viele tolle Ideen – und viel Frust

Die Game-Designerin erklärt anhand des Spiels „Minute of Islands“, an dem sie von Anfang bis Ende mitgearbeitet hat, wie Game-Design die gesamte Entwicklung beeinflusst: „Ich habe mir viele Gedanken gemacht, wie man sich in dem 2D-Spiel bewegen kann. Es gibt mehrere Ebenen, die man durch Sprünge oder Klettern erreichen kann. Also musste ich festlegen, wie hoch die ­Figur genau springen und wie sie sich an Kanten hochziehen kann“, sagt sie.

Als das feststand war, konnten Bauteile entstehen, aus denen das Spiel zusammengesetzt wurde. Denn nun war klar, wie das Bewegungsmuster aussieht – und wie die Level entsprechend gestaltet werden müssen. „Im Game-Design braucht man eine große Frustrationstoleranz. Man hat ganz viele tolle Ideen – aber 90 Prozent davon landen nie im Spiel“, sagt sie.

Doch inzwischen geht es für viele Game-Designer:innen nicht mehr „nur“ um Spiele. Denn Menschen aus dieser Diszi­plin werden in vielen anderen Branchen gesucht. Sophia Donderer ­sattelt deshalb gerade um. Sie studiert seit April Interaction-Design. Auch hier spielt Game-Design eine große Rolle. Aber die Studierenden werden auch auf Anwendungen außerhalb der ­Games-Branche vorbereitet.

„Es geht darum, eine User-Experience zu generieren. Das ist letztlich genau das, was man in einem Spiel macht“. Die User-Experience ist das, was das Game ausmacht. Es geht um Immersion, Herausforderung oder Kooperation. In anderen ­Branchen aber soll gutes Game-Design dazu führen, dass die User:innen ein bestimmtes Vorhaben ausführen können. Die UX steht nicht im Mittelpunkt, sondern ist Mittel zum Zweck.




Andere Branchen suchen Game-Designer

So ist es etwa die Automobil-Branche, die Game-Designer:innen sucht. Klimaanlage anstellen oder den Weg per Navi finden? Wenn das reibungslos per Touchpad klappt, war vielleicht gutes Game-Design im Spiel. Oder in der Event-Branche, in der immer mehr virtuell stattfindet. Wenn Teilnehmende hier nahtlos mit­einander interagieren können, hat womöglich eine Game-­Designerin darüber nachgedacht, wie das funktionieren kann.

Donderer sagt, dass sie sich noch alle Wege offenhalten möchte – liebäugelt aber damit, nach dem Studium in die Medizin­technik-Branche zu wechseln. „Eine Freundin von mir ist Ärztin, die zeigt mir manchmal Programme für medizinische Geräte, da denke ich: Da sollte mal eine Game-Designerin ran.“ Sie sieht das Potenzial dieser Disziplin in allen technischen und bürokratischen Vorgängen: „alles, was man eben machen muss“.

Digital den Wohnsitz ändern. Operationen remote durchführen. Wissen virtuell vermitteln. Damit all diese gerade erst entstehenden Felder reibungslos funktionieren können, müssen die ­Anwender:innen wissen, was sie tun – und was sie noch tun könnten. Und wenn das dann auch noch intrinsisch Spaß macht, war Game-Design am Werk.




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