Wie funktioniert sie & wo ist sie zu kaufen?
Facebook ist blau, weil Mark Zuckerberg eine Rot-Grün-Blindheit hat. Hätte er eine Brille für Farbenblinde gehabt, würde das Portal heute vielleicht anders aussehen. Doch wie funktioniert so eine „Farbenblind-Brille“, wem hilft sie, wo bekommt man sie und was kosten diese Hilfsmittel?
Im Internet gibt es herzergreifende Videos, in denen jemand eine Brille geschenkt bekommt, sie aufsetzt und offensichtlich zum ersten Mal in seinem Leben Farben sehen kann. Tatsächlich ist so eine Brille für Farbenblinde aber nicht die Universallösung für alle Farb-Sehschwächen. Sie können nur in einem bestimmten Bereich helfen und dann auch nur, wenn es sich um eine eher geringe Einschränkung handelt.
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Wie funktioniert eine Brille für Farbenblinde und für wen ist sie?
Eventuell könnte eine solche Brille Mark Zuckerberg helfen, denn er hat eine Rot-Grün-Sehschwäche. Speziell für diesen Farbbereich werden diese Brillen gemacht.
Man muss auch zwischen einer „Schwäche“ und einer echten „Farbblindheit“ unterscheiden: Ist man „blind“ für eine Farbe, dann können die Sinneszellen im Auge – in diesem Fall die „Zapfen“ – diese Lichtfrequenz nicht verarbeiten. Hat man nur eine „Schwäche“, dann sieht man eine Farbe, aber sie wird falsch oder weniger intensiv dargestellt.
Die „Farbenblind-Brillen“ werden auch „Rot-Grün-Schwäche-Brillen“ genannt, weil das der Farbbereich ist, in dem sie helfen können. Es handelt sich dabei im Grunde um Farbfilter, welche die Farben Rot und Grün stärker hervorheben, um die mangelhafte Empfindlichkeit der Sehzapfen für diese Frequenzen auszugleichen. Der Kontrast zwischen diesen beiden Farben wird erhöht, indem störende Wellenlängen ausgefiltert werden.
Der Effekt ist hier an einem Bild aus der Wikipedia (Public Domain) zu sehen. Oben die normale Ansicht, unten durch eine EnChroma-Brille.
Das erklärt auch, warum diese Brillen bei einer echten Farbblindheit nicht helfen können. Die ursprünglichen Farben werden nur im Gesamtspektrum hervorgehoben. Wenn jemand sie überhaupt nicht sehen kann, weil die entsprechenden Chemikalien in den Sinneszellen nicht reagieren, hilft auch keine Verstärkung.
Am besten wirken diese Brillen bei einer leichten bis mittleren Einschränkung im Rot- oder Grünbereich. Je stärker die Sehschwäche ist, desto weniger können sie helfen.
Kritik an den Brillen
Die eingangs erwähnten Videos mit der „Wunderheilung“ einer Farbenblindheit durch solche Brillen sind meist sehr dramatisch. Die bekanntesten Gläser und Brillen gegen Farbblindheit kommen von der US-Firma EnChroma und dementsprechend wurden deren Produkte am häufigsten getestet.
Dabei ergab eine Studie von 2017 keine signifikante Hilfe dieser Gläser gegen Farbsehschwächen. Eine weitere Untersuchung im Jahr 2018 beschrieb den Effekt dieser Gläser mit dem Effekt gefärbter Gläsern, wie sie etwa von Sportschützen verwendet werden, um Kontraste zu erhöhen.
Allerdings hob eine Studie von 2020 den Nutzen dieser Gläser hervor und betonte, dass der Effekt sogar noch andauerte, wenn die Gläser nach einiger Zeit abgesetzt wurden. Es scheint so zu sein, dass diese Gläser die Farbrezeptoren der Augen „trainieren“ können.
Wem helfen die Brillen bei seiner Farbblindheit nicht?
Es gibt im Auge drei Frequenzbereiche, die gestört sein können: Das sind jene für blaues, für rotes und grünes Licht. Häufig tritt die Kombination der Rot-Grün-Sehschwäche auf, die etwa 9 % aller Männer und nur 0,8 % der Frauen betrifft. Grund ist ein Schaden auf einem X-Chromosom, der von Frauen durch ihr zweites X-Chromosom ausgeglichen werden kann.
Wer hingegen eine Blausehschwäche hat, für den sind diese Brillen nichts. Er kann Farben im blauen Spektrum nicht erkennen und sieht sie als Gelb. Man könnte auch Brillen für eine Blauschwäche produzieren, aber dieser Fall tritt so selten auf, dass sich das wirtschaftlich nicht lohnt.
Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch die Lichtverhältnisse. Die Hersteller weisen darauf hin, dass diese Brillen am wirksamsten draußen im Sonnenlicht sind. In Innenräumen kommt es darauf an, wie gut die Beleuchtung ist. Es geht schließlich um die Verstärkung von Kontrasten und die Hervorhebung von Wellenlängen. Das funktioniert im Halbdunkel nicht. Das hat auch damit zu tun, dass es sich um getönte Gläser handelt, die an eine Sonnenbrille erinnern.
Wo bekommt man sie und was kosten sie?
Diese Brillen gegen Rot-Grün-Schwäche sind günstiger, als man vielleicht denken würde. Es gibt diese Brillen auch mit einer Sehstärke für eure Augen, dann sind sie natürlich entsprechen teurer.
Angesichts der genannten Einschränkung, dass diese Brillen nicht bei jedem funktionieren, sollte man dort bestellen, wo es eine Rücknahmegarantie gibt. Außerdem ist zu empfehlen, die Bewertungen zu den entsprechenden Brillen bei Amazon zu lesen. Da werden hohe Erwartungen sehr schnell gedämpft, denn selbst bekannte Hersteller mit starker Onlinepräsenz fallen hier meist durch.
Es gibt nur eine Handvoll Hersteller dieser Art von Brillen.
- Der US-Marktführer EnChroma verkauft selbst auf dem deutschen Markt nicht und die wenigen Händler dieser Marke müssen die Brillen importieren, was die Preise hochtreibt. Die bewegen sich dann zwischen 350 und über 400 Euro.
- Die Firma Colordrop wird jedem begegnen, der sich auf deutschen Seiten über solche Gläser informieren will. Hier gibt es eine 30-tägige Rückgabegarantie und die Preise liegen bei rund 150 Euro.
- Ein weiterer Anbieter heißt Coloron. Hier beginnen die Preise bei 130 Euro und es gibt sogar eine 60-tägige Rückgabemöglichkeit. Der Anbieter sitzt allerdings in Ungarn und die Web-Seite ist auf Englisch.
- Ein weiterer bekannter Name in der Branche ist der Hersteller Pilestone. Die Preise liegen im Durchschnitt bei 150 Euro und es werden sogar Modelle für eine Blausehschwäche angeboten. Brillen werden bis zu 45 Tage zurückgenommen. Allerdings fallen in beide Richtungen weitere Gebühren an, weil die Firma in England sitzt.
Wer es unkomplizierter möchte, bekommt solche Brillen aber auch bei Amazon. Das hat den Vorteil, dass ihr hier die Bewertungen lesen könnt, um zu erfahren, was die angebotenen Gläser wirklich taugen.
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