Tesla: Chronologie des Versagens
Teslas E-Autos gehören zum besten, was Kunden auf dem Markt heute bekommen können. So zumindest lautet die landläufige Meinung über die Stromer aus den USA. Doch aktuelle Fälle häufen sich, die in eine ganz andere Richtung zeigen. Demnach wird Tesla gerade mit Problemen überrollt, die es richtig in sich haben.
Contents
- 1 Tesla, top oder Flop? So steht es wirklich um Elon Musks E-Autos
- 2 Nur vor oder zurück: Teslas lassen sich nicht mehr lenken
- 3 Versagen nach Rezept? Tesla soll geheime Stelle für Reichweite-Beschwerden haben
- 4 Genie oder Wahnsinn? Musks Fassade bröckelt
- 5 Trotz berechtigter Kritik: Tesla und Elon Musk sitzen fest im Sattel
Tesla, top oder Flop? So steht es wirklich um Elon Musks E-Autos
Das inzwischen fast schon traditionelle Bild von Tesla ist klar: Die E-Autos von Elon Musk haben großartige Batterien, kaum ein Hersteller kann bei Ladepower und Reichweite mithalten – und die Software ist ohnehin „second to none“. Bekanntermaßen müssen Tesla-Kunden nur Abstriche machen, wenn es um Rostschäden geht (bei manchen früheren Jahrgängen zumindest) und bei der allgemeinen Verarbeitungsqualität, was sich etwa bei unregelmäßigen Spaltmaßen zeigt. Wer damit leben kann, bekommt von Tesla das non plus ultra der E-Autos.
Oder etwa nicht? Seit Monaten landen immer wieder Beschwerden von Tesla-Kunden über ihre eigentlich heiß und innig geliebten Stromer in den Medien – und die haben es in sich. Von sich lösenden Lenkrädern etwa ist da die Rede. Auch der sogenannte Autopilot – Teslas Assistenzsystem, das den hochtrabenden Namen kaum verdient – kommt nicht aus den Negativschlagzeilen heraus.
Jüngster Höhepunkt aus 2023: Teslas Autopilot scheint eine Vorliebe dafür entwickelt zu haben, mit voller Wucht auf stehende Blaulicht-Fahrzeuge wie etwa Krankenwagen aufzufahren. Mehr als ein Dutzend dieser Fälle sind schon bekannt.
Nur vor oder zurück: Teslas lassen sich nicht mehr lenken
Soweit zu den Vorfällen, die schon etwas zurückliegen. In den letzten Tagen hat Tesla jedoch noch einmal – hoffentlich unfreiwillig – nachgelegt: Eines der aktuellen Probleme mit den US-E-Autos betrifft wieder die Steuerung. Die soll nämlich bei Model 3 und Model Y, Jahrgang 2023, ausfallen. Im besten Fall betrifft das nur die Servolenkung, sodass sich das E-Auto zwar deutlich schwerer lenken lässt, die Fahrer aber letztlich nur selbst mehr arbeiten müssen.
Doch mehrere Fälle berichten auch von einem Totalausfall der Lenkung. Nach zwölf Beschwerden bei der nationalen Behörde für Straßensicherheit in den USA (NHTSA) hat diese jetzt eine offizielle Untersuchung der Vorfälle in die Wege geleitet. Rund 280.000 E-Autos könnten davon betroffen sein (Quelle: The Verge).
Wie genau ihr euch das Versagen der Lenkung bei Tesla vorstellen müsst, beschreibt ein Auszug aus einer der Beschwerden eindrücklich:
Bei der Fahrzeugsteuerung ist die Servolenkung ausgefallen und das Lenkrad bleibt beim Fahren in gerader Position stecken. Fahrzeug kann nur in gerader Linie vorwärts oder rückwärts fahren und nicht wenden. Ausschalten und wieder einschalten hat das Problem nicht gelöst. Musste das Auto zum Tesla-Service abschleppen lassen.
Das will man selbst wirklich nicht bei voller Fahrt erleben müssen.
Versagen nach Rezept? Tesla soll geheime Stelle für Reichweite-Beschwerden haben
Die technischen Probleme bei Teslas E-Autos sind allerdings nicht alles, womit sich der Autobauer dieser Tage herumärgern muss. Berichte haben offengelegt, dass die E-Autos von Tesla über die Software Reichweitenangaben manipulieren sollen. So würden die Stromer bei vollem Akku besonders viele Kilometer anzeigen, was allerdings nicht der real möglichen Reichweite entspreche.
Tesla soll außerdem seine ganz eigenen Methoden haben, mit Beschwerden aller Art umzugehen – vor allem aber, wenn es dabei um die Reichweite der E-Autos geht. Demnach habe Musks Unternehmen nämlich schon vor Jahren eine mehr oder minder geheime Beschwerdestelle eingerichtet, an die intern Kunden verwiesen werden, die mit den Reichweitenangaben ihrer Teslas Probleme haben.
Die aktuellen Vorwürfe sind bei weitem nicht das erste Mal, dass Tesla heftig – und zurecht – ins Kreuzfeuer der Kritiker gerät:
Die Hauptaufgabe der Sonderabteilung soll es sein, Kundenbeschwerden abzuwimmeln und die Vorwürfe sich betrogen fühlender Kunden herunterzuspielen. Berichten zufolge landen im Schnitt pro Woche über 2.000 entsprechende Beschwerden von Tesla-Fahrern in der explizit darauf ausgerichteten Beschwerdestelle. Betroffene Fahrer bereiten derzeit in den USA eine Sammelklage vor – das kann teuer werden. In Südkorea musste Tesla ähnlicher Vorwürfe wegen in diesem Jahr umgerechnet bereits knapp 2 Millionen Euro zahlen.
Genie oder Wahnsinn? Musks Fassade bröckelt
Bei all dem hilft offenbar auch Elon Musks besonderer Nimbus nicht mehr weiter. Der Unternehmer gilt eigentlich vielen Tesla-Fans als Visionär, dessen Produkte und Pläne es ihnen in der Regel wert sind, über die ein oder andere Verfehlung hinwegzusehen.
Mobilität – da tut sich was: E-Autos, elektrische Fahrräder, E-Scooter, das Deutschlandticket für 49 Euro in Bus und Bahn – all das bewegt uns im doppelten Sinn. Und was hat sich in Sachen Mobilität sonst so getan?
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Doch das Blatt scheint sich zu wenden: Einer aktuellen Umfrage von Bloomberg unter 5.000 Model-3-Besitzern in den USA zufolge ist Musk längst nicht mehr so unantastbar wie früher. Konnte der Tesla-Chef sich 2019 noch auf einen sagenhaften Zustimmungswert von 4,4 aus 5 Punkten verlassen, ist er inzwischen heftig abgestürzt. 2023 kommt Musk nur noch auf einen Wert 2,97.
Viele Tesla-Fahrer nehmen Musk dabei unter anderem die Versprechen übel, die Tesla längst nicht immer einhält. Der schärfste Kritikpunkt ist aber seine Übernahme von Twitter – jetzt X. Die Kunden sehen darin ein Zeichen, dass Musk sich nicht mehr ausreichend um das Geschäft mit seinen E-Autos kümmert.
Trotz berechtigter Kritik: Tesla und Elon Musk sitzen fest im Sattel
Werden diese aktuellen Vorwürfe und Praktiken bei Tesla dem E-Auto-Hersteller selbst oder Elon Musk als Chef etwas anhaben? Vermutlich nicht. Tesla steht seit Jahren in der Kritik – und das nicht zu knapp. Zuletzt sind etwa auch die Tesla-Files mehr oder weniger wirkungslos im Sande verlaufen. Zusammen mit Insidern hatte das Handelsblatt Machenschaften von Tesla aufgedeckt, darunter mehrere Tausend Fälle von Phantombremsungen und ungewollten Beschleunigungen der E-Autos.