Nur 7 Sterne leuchten heller als dieser Riesensatellit – und das ist gefährlich
Bluewalker 3 sprengt alle bisher bekannten Dimensionen eines Satelliten. Schon bei seinem Aufbruch in den Erdorbit im September 2022 warnten Astronom:innen, dass der Kommunikationssatellit künftig eines der hellsten Objekte am Nachthimmel sein könnte.
Seitdem zwei Monate später die riesigen Antennen ausgefahren wurden, misst Bluewalker 3 rund 64 Quadratmeter – und ist noch heller als zunächst befürchtet, wie jetzt eine in Nature veröffentlichte Studie zeigt. Demnach sind – abgesehen von Sonne, Mond und Planeten wie Jupiter oder Saturn – nur sieben Sterne noch heller als der Satellit.
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Nachdem erste Berichte von Astronom:innen dem Riesensatellit eine scheinbare Helligkeit von bis zu +1 attestierten, sind es laut neuen Messungen sogar nur +0,4. Je heller ein Stern leuchtet, desto niedriger ist die Zahl, mit der seine scheinbare Helligkeit angegeben wird.
Die Zahl kann auch in den Minusbereich gehen. So kommt der Vollmond auf eine scheinbare Helligkeit von rund -12,7. Die Sonne leuchtet mit knapp -26,7. Die zehn hellsten Sterne haben eine scheinbare Helligkeit von -1,5 (Sirius) bis +0,5 (Achernar). Bluewalker 3 würde sich hier vor Prokyon auf dem achten Platz einordnen.
Zur Einordnung: Die meisten Satelliten, die wir von der Erde aus am Nachthimmel sehen können, haben eine scheinbare Helligkeit von +4 bis +6, wie space.com schreibt. Die von der International Astronomical Union aktuell empfohlene Helligkeit für Satelliten liegt bei +7.
Bluewalker 3 ist über 400-mal so hell wie diese Zielvorgabe. Und: Um seinen Plan, das „erste und einzige weltraumbasierte Breitbandnetz für herkömmliche Smartphones“ umsetzen zu können, müssten mehr als 100 Satelliten die Erde umrunden. Die nächste Generation dieser auch Bluebirds genannten Riesensatelliten soll sogar noch größer werden als der aktuelle Prototyp.
Das Problem liegt auf der Hand. Denn das von den Satelliten reflektierte Sonnenlicht bereitet nicht nur Hobbyastronom:innen Schwierigkeiten bei der Beobachtung des Nachthimmels. Vielmehr stören sie auch die hochsensiblen Detektoren der Hightech-Forschung.
Dem Astrophysiker Siegfried Eggl zufolge, Mitautor der Studie, seien die künstlichen Himmelskörper nicht zuletzt für Forscher:innen, die im Radiofrequenzbereich arbeiten, hochproblematisch. Denn hier könne jeder Satellit so hell wie die Sonne erscheinen, so Eggl.
Gefährlich wird es, wenn die Satelliten Beobachtungen stören, bei denen nach potenziell zerstörerischen Objekten gesucht wird, etwa Asteroiden auf Kollisionskurs mit der Erde. „Daher könnten diese Satelliten jeden Versuch einer Frühwarnung behindern und uns so daran hindern, uns vor dem möglichen Aussterben zu schützen“, so Studien-Mitautor Jeremy Tregloan-Reed gegenüber space.com.
Eine mögliche Lösung des Problems sind etwa mattierte Lackierungen der Sonnensegel, wie sie etwa SpaceX bei den Starlink-Satelliten vorgenommen hat. Außerdem könnten Riesensatelliten in weiter entfernten Orbits um die Erde kreisen. Wäre etwa Bluewalker 3 in einem Orbit mit 35.000 statt der aktuell 500 Kilometer Entfernung unterwegs, besäße er nur noch 0,02 Prozent seiner aktuellen Helligkeit.