Kinder-Smartwatch zur Kontrolle? Stiftung Warentest ermahnt Eltern
Smartwatches sind für viele Eltern ein praktisches Tool, um ein wachsames Auge auf den Nachwuchs zu haben. Doch Stiftung Warentest warnt vor den subtilen Gefahren dieser Technologie.
Smartwatches für Kinder: Eltern müssen vorsichtig sein
Im September hat Stiftung Warentest verschiedene Smartwatches für Kinder getestet. Viele Eltern entscheiden sich für das Wearable, um ihre Kinder beispielsweise auf dem Schulweg im Blick zu behalten oder im Fall der Fälle sofort eingreifen zu können. Dahingehend gibt es verschiedene Sicherheitsfunktionen wie zum Beispiel GPS-Ortung und Geofencing. Außerdem haben die Eltern mit ihrem Smartphone Zugriff auf die Smartwatch, um zu checken, wen und wer das Kind anruft. Einige Modelle im Test besitzen sogar eine Kamera, sie seitens der Eltern bedient werden kann. Bei einem derartigen Eingriff in die Privatsphäre des Kindes, sollten die Eltern – auch ihrem Nachwuchs zuliebe – vorsichtig sein.
Immer mehr Kinder werden mit immer mehr Technik ausgestattet. Da ist es nicht unüblich, dass Eltern darüber nachdenken, ihre Kinder an Gadgets wie beispielsweise Smartwatches heranzuführen. Iren Schulz, Medienpädagogin der Initiative „Schau hin!“ erklärt gegenüber Stiftung Warentest: „Smartwatches sind mit Vorsicht zu genießen, weil sie Kinder bei wichtigen Entwicklungsaufgaben behindern, vor allem was Selbstständigkeit, Selbstvertrauen und das Einschätzen von Gefahren angeht.“ Am Ende muss natürlich jede Familie selbst entscheiden, wie sie mit der jeweiligen Technik umgeht – und die Kinder entsprechend heranführen.
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Die Expertin rät: „Kinder müssen Aufgaben selber lösen“
Paula Bleckmann, Professorin für Medienpädagogik an der Alanus Hochschule, betont dahingehend, wie wichtig Erfolgserlebnisse für Kinder sind: „Kinder […] müssen Aufgaben selber lösen – und sei es die Aufgabe, nach dem Weg zu fragen, wenn sie sich verlaufen haben. Diese Chance haben sie nicht, wenn sie nur eine SOS-Taste drücken müssen.“ Um dies zu ermöglichen, schlägt sie vor, gemeinsam mit dem Kind Regeln für die Nutzung der Smartwatch zu besprechen. Ein gutes Beispiel: Wenn das Kind einen kurzen Weg alleine zurücklegt, kann das Tracking ausgeschaltet bleiben. So lernt der Nachwuchs, eigenverantwortlich und selbstbewusst zu handeln.
Doch damit Kinder lernen, selbständiger zu werden, sollten Eltern ihnen wiederum genug zutrauen. So rät Iren Schulz zur Gelassenheit, wenn Kinder sich nicht immer penibel an den Plan halten: „Mal vom Weg abzukommen, den Bus zu verpassen, die Zeit zu vergessen – das gehört zur Kindheit dazu.“. Dazu fügt Holger Hofmann vom Deutschen Kinderhilfswerk hinzu, dass eine Tracking-Uhr nicht in allen Gefahrensituationen funktioniert: „Viel hilfreicher ist es, mit den Kindern durchzuspielen, wie sie sich verhalten, wenn sie sich verlaufen haben oder in eine brenzlige Situation geraten.“
Aber die Trackingfunktionen von Smartwatches sollten nicht nur verteufelt werden. Für Kinder, die ein Trauma erlebt oder besondere Bedürfnisse haben, kann das Tracking beruhigend und schützend wirken. In solchen Fällen sollte es jedoch nicht heimlich erfolgen, sondern im Dialog mit dem Kind. „Möchtest du das? Hilft dir das?“, solche Fragen sollten Eltern stellen, um sicherzugehen, dass die Technologie unterstützend und nicht bevormundend eingesetzt wird.
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