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Das iPhone 12 mini der Android-Welt? ⊂·⊃ CURVED.de

Das Google Pixel 5 im Test: Zwar deutet der Name ein Top-Modell an, doch Google hat sich bei einigen Punkten eher an der Mittelklasse orientiert. Hinzu kommt ein Formfaktor, der sich von der nahezu kompletten Android-Konkurrenz unterscheidet. Wieso das Pixel 5 dennoch ein Flaggschiff ist, lest ihr in unserer Review.

Inhaltsverzeichnis:

Design: Winzling mit unsichtbarem Loch und Harz

In Sachen Design fallen nicht etwa die abgerundeten Ecken oder die hervorragende Verarbeitung auf. Auch nicht die sehr spezielle Rückseite, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen. Es ist die Größe des Handys. Das Google Pixel 5 ist ein gutes Stück kleiner als alle anderen Android-Smartphones, die ich im Jahr 2020 getestet habe. Es ist zusammen mit dem Pixel 4a das womöglich kleinste Handy mit Google-Betriebssystem des Jahres.

Damit geht das Unternehmen einen anderen Weg als die Konkurrenz, die mit einigen Smartphone-Größen bereits meine Hosentasche an ihre Grenzen gebracht haben. Und diesen Schritt hin zum kleinen Handy finde ich gut, denn es bringt mehr Auswahl in den Markt. Nur iPhone SE (2020) und iPhone 12 mini sind noch ein gutes Stück kleiner als das Pixel 5. Innerhalb des Android-Universums ist aber das Google-Phone so etwas wie das iPhone 12 mini – zumindest in Sachen Größe.

Zweiter Punkt: die Rückseite. Hier erwartet euch eine matte Oberfläche. Im ersten Moment dachte ich, dass hier einfach nur Plastik zum Einsatz kommt. Aber das stimmt nicht einmal im Ansatz. Unter dem Material befindet sich tatsächlich eine Metallrückseite. Mit so einer ist allerdings kein kabelloses Aufladen möglich. Dennoch bietet das Pixel 5 Wireless Charging. Im Test klappte das Ganze auch problemlos.

Moment, bitte was? Genau. Google bietet das erste Handy mit Metallrückseite und kabellosem Aufladen an. Das liegt aber an einem (wie ich finde) sehr intelligenten Design: Dort, wo sich das Modul zum kabellosen Laden befindet, hat das Metall ein großes Loch. Stattdessen findet sich an dieser Stelle Glas. So klappt’s mit dem Wireless Charging, während das Metall das Pixel 5 stabiler macht. Und davon bekommt ihr gar nichts mit: Über diesem Material-Mix findet ihr eine Schicht von Bio-Harz, die das Ganze kaschiert. Das bietet aktuell kein anderer Hersteller.

Haptik: Ein Fest für Einhand-Bediener

Die Harz-Rückseite des Google Pixel 5 fühlt sich für mich zunächst ungewohnt an. Streiche ich darüber, erinnert mich das an sehr feinen und weichen Sand. Zuerst erinnerte mich das Gefühl an Plastik, doch es sind leichte Strukturen zu ertasten und es wirkt so ganz anders. Und irgendwie auch nicht billig – ein Kritikpunkt von mir am Galaxy S20 FE.

Das Bio-Harz zieht sich auch über den Rahmen und sorgt für ordentlich Grip(© 2020 CURVED)

Insgesamt bietet das Harz aber sehr gut Grip, dadurch liegt das Pixel 5 auch ohne Schutzhülle gut und besonders sicher in der Hand. Einen großen Anteil daran hat auch die Größe des Smartphones. Und dafür ein Danke von mir an Google: Endlich habe ich wieder ein Handy in der Hand, bei dem mein Daumen aufgrund der kompakten Größe über das komplette Display reicht. Wer sein Handy meist nur mit einer Hand bedient (so wie ich), sollte sich das Pixel 5 also schon einmal genauer ansehen.

Display: Die goldene Mitte

Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, ist das Google Pixel 5 sehr klein im Vergleich zur Android-Konkurrenz. In der Breite misst es 70,4 mm, in der Höhe 144,7 mm. Zum Vergleich: Das schon kompakte Galaxy S20 bringt es auf 151,7 mm x 69,1 mm und ist damit ein gutes Stück höher. Die schmalen Maße des Pixel 5 spiegeln sich auch in der Display-Größe wider: 6 Zoll misst das Handy in der Diagonale.

Wirklich störend ist der kleinere Screen aber nicht. Sowohl beim Surfen oder beim Schauen von Videos konnte ich problemlos Artikel lesen oder alle wichtigen Details in Clips sehen. Da es sich um einen OLED-Bildschirm handelt, bekommt ihr auch kräftige Farben, einen sehr guten Kontrastwert sowie einen hervorragenden Schwarzwert. Mit dabei ist auch ein Always-On-Display, das euch permanent Infos im Standby-Modus anzeigt.

Der 6-Zoll-Screen ist immer noch groß genug für eine komfortable Nutzung(© 2020 CURVED)

Zusätzlich bietet das Google Pixel 5 einen 90-Hz-Modus. Aktiviert ihr diesen, wirkt etwa bereits das Scrollen auf einer Webseite wesentlich weicher. Das ist angenehmer für die Augen, doch der “Aha”-Effekt nutzt sich relativ schnell ab. Hier spreche ich aus Erfahrung mit mehreren 120-Hz-Testgeräten sowie privaten Monitoren.

Meiner Meinung nach trifft das Google Pixel 5 mit seiner Displaygröße die goldene Mitte: Das iPhone SE (2020) zum Beispiel empfand ich im Test schon als sehr klein. Wechselte ich nach einiger Zeit mit dem kompakten Apple-Handy wieder auf ein größeres Modell, musste ich mich immer wieder erst an den großen Screen gewöhnen. Selbst mein Galaxy S10 kam mir hier kurzzeitig wirklich riesig vor. Beim Pixel 5 hatte ich so einen Effekt nicht. Selbst dann, wenn ich kurz darauf das riesige Note 20 Ultra verwendete.

Leistung: Nur wegen Chip keine Oberklasse?

Kommen wir nun zur Performance. Das Google Pixel 5 geht andere Wege als seine Vorgänger Pixel 4, Pixel 3, Pixel 2 und sogar das erste Pixel: Erstmals verbaut der Suchmaschinenriese keinen Top-Chipsatz in seiner neuen Smartphone-Speerspitze. Stattdessen treibt das Pixel 5 ein Snapdragon 765G von Qualcomm an. Das “G” steht hier übrigens für Extra-Leistung in Games.

Klar ist: Der Snapdragon 765G gehört der oberen Mittelklasse an und kommt natürlich nicht an den Top-Chipsatz Snapdragon 865 heran. Im Alltag spürt ihr davon aber sehr wenig. Sofern ihr das Pixel 5 nicht als Nintendo-Switch-Ersatz nutzen wollt, bewegt ihr euch über die Benutzeroberfläche ähnlich schnell wie mit einem höherpreisigen Smartphone. Mich hat es in der Praxis gar nicht gestört, dass der Top-Chip hier fehlt. Hier spielt mit rein, dass auch Ladezeiten angenehm kurz ausfallen oder (je nach App) gar nicht spürbar sind.

Technische Daten

  • Display: 6 Zoll OLED-Display mit 90 Hz, löst in Full HD+ auf (2340 x 1080 Pixel)
  • Chipsatz: Qualcomm Snapdragon 765G
  • RAM: 8 GB Arbeitsspeicher
  • Speicherplatz:  128 GB interner Speicher
  • Dualkamera: 12 MP (Hauptlinse), 16 MP (Ultraweitwinkel)
  • Frontkamera: 8 MP
  • Akku: 4080 mAh, Fast Charging (18 W), Wireless Charging (12 W), umgekehrtes kabelloses Laden (5 W)
  • Betriebssystem: Android 11 ab Werk vorinstalliert
  • Anschlüsse: USB-C,
  • Dual-SIM: Ja (5G-Betrieb nur mit einer gleichzeitig aktiven SIM möglich)
  • NFC: Ja
  • Fingerabdrucksensor: Auf der Rückseite verbaut
  • Preis: ab ca. 610 Euro

Kamera-Review: Super, aber bitte nicht zoomen

Die Pixel-Familie hat sich in den vergangenen Jahren bereits einen Namen mit seiner guten Kamera gemacht. Diesen Trend setzt auch das Pixel 5 fort. Erneut bietet Google aber weniger Linsen als die Konkurrenz: Ein Weitwinkel und ein Ultraweitwinkel – mehr gibt’s nicht. Hinzu kommt, dass im Vergleich zu anderen Smartphones relativ wenige Megapixel vorhanden sind. Bedeutet: Nutzt ihr den digitalen Zoom, gehen euch schnell Details verloren. Hier hätte ein Teleobjektiv geholfen.

Nichtsdestotrotz zeigt sich die Kamera des Google Pixel 5 im Test sehr potent. Auf den Bildern sind viele Details klar herausgearbeitet. Die Magie macht aber der Algorithmus. Durch automatische Bildverbesserung erstrahlen Fotos in knackigen Farben. Und die sind gerne in etwas wärmeren Tönen gehalten. Das bildet zwar nicht eins zu eins die Realität ab, doch dafür entstehen aus meiner Sicht einfach sehr schöne Bilder, die selbst im Herbst Sommer-Feeling versprühen.

Auch der Nachtmodus holt bei Dunkelheit noch viel aus dem Motiv heraus. In Sachen Details gibt’s hier aber Abstriche. Einige Top-Modelle wie das Galaxy Note 20 Ultra liefern bei Nacht Bilder, die etwas weniger verwaschen sind. Das ändert aber nichts daran, dass ihr mit dem Pixel 5 schöne Fotos bei wenig Licht machen könnt. Nur das Heranzoomen solltet ihr euch sparen.

In Sachen Selfies lässt das Google Pixel 5 im Test die Muskeln spielen. Zumindest bei Tag. Knallige Farben, viele Details: Mir gefällt das Ergebnis. Sobald die Lichtverhältnisse schlechter sind, gelingen euch zwar immer noch gute Selbstporträts, der Detailgrad fährt hier aber stark zurück. Vermutlich kommt hier auch die 8-MP-Auflösung der Frontkamera an ihre Grenzen und auch der Sensor fängt nicht mehr genügend Bildinformationen ein.

Insgesamt macht die Kamera des Pixel 5 aber viel Laune und die Fotos können sich selbst neben den Bildern einer Profi-Kamera sehen lassen, wie ihr in unserem Kamera-Duell nachlesen (und sehen) könnt.

Pures Android mit Extras

Einer der Vorteile der Pixel-Reihe: Hier findet ihr pures Android ohne eine aufwendig angepasste Benutzeroberfläche wie bei den anderen Herstellern. So bleibt euch nicht nur Bloatware erspart (abgesehen von so ziemlich allem, was Google als App anbietet), ihr erhaltet neue Updates in der Regel auch schneller als etwa Besitzer von Samsung, Xiaomi oder Oppo-Modellen. Zudem versorgt Google seine Geräte auch über einen längeren Zeitraum mit neuen Aktualisierungen als andere Hersteller.

Das Ganze bedeutet aber nicht, dass euer Android 11 auf dem Pixel 5 “blank” ist. Google hält etwa weiterhin an dem Feature “Now Playing” fest: Auf Wunsch kann das Smartphone automatisch in eurer Nähe abgespielte Musik erkennen und Titel sowie Interpret auf dem Always-On-Screen anzeigen. Sehr nützlich für Musik-Fans wie mich.

Der Fingerabdrucksensor befindet sich auf der Rückseite, funktioniert aber sehr zuverlässig(© 2020 CURVED)

Für Komfort sorgt auch ein Feature, das ich bereits von älteren OnePlus-Modellen kenne: Streicht ihr über den Fingerabdrucksensor auf der Rückseite nach unten, könnt ihr die Benachrichtigungsleiste hervorholen. Damit verdeckt ihr dann aber womöglich kurzzeitig euren schicken Bildschirmhintergrund. Erneut gibt es nämlich bewegte Wallpaper, die sanfte Bewegungen auf euren Homescreen bringen. Das hat mir schon auf dem Xiaomi Mi 10 mit MIUI 12 gefallen, auf dem Google Pixel 5 ebenso.

Es ist aber nicht alles Gold, was glänzt: Im Vergleich zu anderen Herstellern fehlen zum Beispiel Soundoptionen auf dem Google Pixel 5 komplett. Ich habe es während des Tests mit einem Equalizer aus dem Google Play Store versucht – hat nicht geklappt. Dazu aber mehr im noch folgenden Audio-Sektor.

Ebenfalls nicht ganz so gut gelöst: Mit dem Standard-Launcher sind einige Elemente auf dem Homescreen nicht austauschbar. Genauer gesagt die Google-Suchleiste am unteren Ende und die große Datumsanzeige am oberen Ende des Bildschirms. Schade, da diese Widgets doch etwas viel Platz benötigen.

Akku: Viel Laufzeit für ein kleines Handy

Der Energiespeicher des Google Pixel 5 bringt es auf eine Kapazität von 4080 mAh. Damit hält das Smartphone etwas länger als einen Tag durch. So fällt die Akkulaufzeit etwas höher aus als bei den meisten Samsung-Flaggschiffen. An die Ausdauer eines Xiaomi Mi Note 10 Lite kommt das Google-Handy in unserem Test aber nicht im Ansatz heran.

Zum Aufladen gibt es den USB-C-Anschluss. Mit Adapter könnt ihr hier auch Kopfhörer anschließen(© 2020 CURVED)

So oder so: Eine Schwäche des Pixel 5 ist die Akkulaufzeit nicht. Und das ist ein gutes Zeichen. Jüngst berichteten wir darüber, dass ein Android-Smartphone in der Größe eines iPhone 12 mini (also noch ein Stück kleiner als das Pixel 5) nicht machbar sei – gerade wegen des Akkus. Die Laufzeit des Pixel 5 lässt aber hoffen, dass dies womöglich doch nicht stimmt. Zumal die nächste Chip-Generation für 2021 noch einmal eine Ecke energieeffizienter sein dürfte.

Audio: Google, du hattest nur einen Job!

Aufmerksame Leser wissen: Die obenstehende Überschrift habe ich bereits bei einem Xiaomi-Handy verwendet. Entschuldigt das Recycling. Aber besser lässt sich nicht beschreiben, wie sehr der Ton des Pixel 5 enttäuscht.

Fangen wir mit den internen Lautsprechern an: Auf dem Papier heißt es, dass ihr mit dem Pixel 5 Stereo bekommt. In der Praxis killt das Smartphone eure Ohren. Oder zumindest eines davon. Als oberer Lautsprecher kommt nämlich das Display zum Einsatz, das in Vibration versetzt wird. Der Klang ist aber leider deutlich schlechter als der Speaker an der Unterseite des Handys. Beide Lautsprecher klingen dadurch extrem unterschiedlich. Viel Stereo ist hier nicht.

Das Display fungiert auch als oberer Lautsprecher. Aber gut klingt das nicht(© 2020 CURVED)

Zweites Problem daran: Wenn ihr telefoniert, fungiert ebenso das Display als Lautsprecher. Ihr versteht euren Gesprächspartner zwar problemlos. Aber wirklich gut oder kristallklar klingt das im Test des Pixel 5 nicht. Kratzig und dumpf trifft es besser – mit diesen Worten kann man übrigens auch meinen Humor beschreiben.

Greift ihr zu euren Kopfhörern und wollt Musik hören, wandert der Klinkenstecker ins Leere: Einen Kopfhöreranschluss gibt es nicht, ihr benötigt einen (nicht beiliegenden) USB-C-Adapter. Aber gut: Wirklich überraschend ist das nicht, verfahren doch auch die meisten Konkurrenten so.

Greift ihr in einem zweiten Versuch zu kabellosen Kopfhörern, könnt ihr diese auf Anhieb mit dem Pixel 5 verbinden. Leider zeigt sich hier aber die Schwäche von purem Android: Soundoptionen fehlen komplett. Doch während ich bei hochwertigen Lautsprechern nicht einmal auf die Idee komme, einen Equalizer zu verwenden, fehlt mir so ein Feature bei einem Smartphone (hier muss ich in der Regel nachjustieren). So mangelt es dem Sound des Pixel 5 leider an Druck im unteren und mittleren Frequenzbereich.

Fazit unseres Tests vom Google Pixel 5: Irgendwie doch ein Flaggschiff

Sehen wir einmal vom nicht nachvollziehbaren Lautsprecher-Desaster (richtig gelesen) und dem fehlenden Top-Chipsatz ab, bringt das Google Pixel 5 alles mit, was ein Flaggschiff mitbringen sollte. Eben ein Oberklasse-Modell, das lediglich weniger Leistung als seine Premium-Konkurrenz im Gepäck hat. In Sachen Kamera und Display kann das Pixel 5 mit den Top-Modellen anderer Hersteller aber mithalten. Selbst Wireless Charging ist an Bord – auch eher ein Feature der ersten Liga.

Das Google Pixel 5 ist zumindest ein kleines bisschen Flaggschiff(© 2020 CURVED)

Bei einem Preis von ungefähr 610 Euro stört es mich aber überhaupt nicht, dass Google auf den Snapdragon 865 verzichtet hat. Der Leistungsunterschied ist in der Praxis eben auch kaum spürbar. Hinzu kommt, dass es so gut wie keine Android-Smartphones im Handel gibt, die derart kompakt sind wie das Pixel 5. Auch die besondere Rückseite hebt das Handy von anderen Modellen ab.

Letztendlich hatte ich viel Spaß mit dem Pixel 5 und habe es besonders gerne am Abend auf dem Sofa verwendet, da es sich einfach so wunderbar mit nur einer Hand bedienen lässt. Hätte das Smartphone einen besseren Klang und auch noch einen Tele-Zoom, könnte ich es jedem Einhand-Bediener und Freund von kompakten Handys nur ans Herz legen. Audio- und Zoom-Fans sollten allerdings überlegen, ob sie die Kompromisse eingehen möchten.

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