Greenwashing-Zertifikat? ESG-Werte sollen nicht der tatsächlichen Umweltverschmutzung entsprechen
Geringe Korrelation: Trotz guten Bewertungen nach den Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) sollen manche Unternehmen eine schlechte CO2-Bilanz haben. Das fanden Forschende des Indexanbieters und Beratungsunternehmens Scientific Beta heraus. Dabei ging es ihnen um den tatsächlichen Ausstoß von Kohlenstoff (CO2) von Unternehmen, die als nachhaltiges Investment deklariert werden.
Wie die Financial Times berichtet, sollen die Analyst:innen 25 verschiedene ESG-Scores von drei großen Ratingagenturen verglichen haben. Es traten Aktien mit guter ESG-Bewertung gegen Aktien an, deren Unternehmen einen niedrigen CO2-Ausstoß vorweisen können. Das Ergebnis: Die CO2-Einsparungen sollen 92 Prozent höher sein, wenn die Anlegenden beim Zusammenstellen ihres Aktienportfolios nur auf das Ausstoßkriterium achten und nicht die ESG-Kriterien heranziehen.
Selbst als die Forschenden die sozialen und Governance-Kriterien der ESG-Bewertung außen vor ließen und sich nur auf die erste Säule, die die Umweltverschmutzung misst, fokussierten, erhielten sie weniger grüne Ergebnisse.
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Mehr noch: Die Forschenden fanden heraus, dass der Einbezug aller ESG-Kriterien zu weniger umweltfreundlichen Investments führt. „Im Durchschnitt haben die Sozial- und Governance-Bewertungen das CO2-Reduktionsziel mehr als vollständig umgekehrt“, sagt Felix Goltz von Scientific Beta gegenüber der Financial Times.
Immer mehr Anlegende wollen nachhaltig investieren und achten bei der Wahl von Anlageprodukten und Aktien auf Nachhaltigkeitssiegel und -ratings wie die ESG-Kriterien. Während der Rest der Fondsbranche Abflüsse verzeichne, sollen laut Morningstar im ersten Halbjahr dieses Jahres 49 Milliarden US-Dollar weltweit in Fonds geflossen sein, die als „nachhaltig“ ausgezeichnet waren. Das berichtet die Financial Times.
Die ESG-Kriterien sollen greifbar machen, wie nachhaltig Unternehmen arbeiten. Sie dienen Ratingagenturen dazu, Nachhaltigkeitsstandards vergleichbar zu machen, und sie sollen Anleger:innen eine Orientierung bieten.
Hinter den drei Großbuchstaben verbergen sich drei Nachhaltigkeitsbereiche:
E = Environment
Hierunter werden Umweltfaktoren zusammengefasst, wie die Verschmutzung oder Gefährdung der Umwelt, Emission von Treibhausgasen oder der Umgang mit endlichen Ressourcen.
S = Social
Die soziale Säule umfasst Aspekte wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz für Mitarbeitende des Unternehmens, die Diversity der Angestellten oder das gesellschaftliche Engagement der Organisation.
G = Governance
Bei der dritten Nachhaltigkeitssäule geht es um die Unternehmensführung. Darunter fallen zum Beispiel die festgelegten Unternehmenswerte oder Steuerungs- und Kontrollprozesse.