Beeindruckend detailliert: James-Webb-Weltraumteleskop enthüllt farbenfrohen Ringnebel
Der Ringnebel ist ein astronomisches Beobachtungsobjekt, das bereits sehr gut bekannt ist. Dennoch ist es den modernen Instrumenten des James-Webb-Weltraumteleskops (JWST) gelungen, den etwa 2.200 Lichtjahre entfernten Ringnebel in einem Detailreichtum, der selbst Astronomen, die mit dem Objekt vertraut sind, überraschen wird, einzufangen.
Der im Sternbild Lyra gelegene Ringnebel ist auch deshalb ein beliebtes Beobachtungsobjekt, weil es den ganzen Sommer über schon mit kleinen Gartenteleskopen sichtbar ist. Dabei präsentiert er sich als donutförmiger Ring aus glühendem Gas und Staub.
„Ich habe den Ringnebel zum ersten Mal als Kind durch ein kleines Teleskop gesehen“, bestätigt Jan Cami, Astrophysiker an der Western University und Mitglied des JWST Ring Nebula Imaging Project, in einer Erklärung. Er ergänzt:
„Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages zu dem Team gehören würde, das das leistungsstärkste Weltraumteleskop, das je gebaut wurde, für die Beobachtung dieses Objekts einsetzen würde.“
Der Ringnebel gilt als glühender Überrest eines längst verstorbenen Sterns. Obwohl Objekte wie dieses als „planetarischer Nebel“ bezeichnet werden, haben sie nichts mit Planeten zu tun.
Im Zentrum des Ringnebels findet sich ein Fleck, der einen weißen Zwergstern darstellt. Ein weißer Zwerg ist das, was vom Kern eines erloschenen Sterns übrigbleibt.
Astronomen fasziniert der besonders. Das liegt zum einen daran, dass er nahe genug für die Beobachtung mit handelsüblichen Amateurteleskopen ist.
Zum anderen spielt auch die Neigung des Nebels von der Erde aus betrachtet eine große Rolle. Dadurch kann er nämlich von vorne gesehen werden, was Einblicke in sein Inneres ermöglicht.
„Das James-Webb-Weltraumteleskop hat uns einen außergewöhnlichen Blick auf den Ringnebel ermöglicht, wie wir ihn noch nie zuvor gesehen haben“, erläutert Mike Barlow, Professor am britischen University College in London und Co-Chef des JWST Ring Nebula Imaging Project.
Er ergänzt: „Die hochauflösenden Bilder zeigen nicht nur die komplizierten Details der sich ausdehnenden Hülle des Nebels, sondern enthüllen auch die innere Region um den zentralen Weißen Zwerg in exquisiter Klarheit“.
„Wir sind Zeugen der letzten Kapitel im Leben eines Sterns, sozusagen eine Vorschau auf die ferne Zukunft der Sonne, und die Beobachtungen von JWST haben ein neues Fenster zum Verständnis dieser beeindruckenden kosmischen Ereignisse geöffnet“, erklärt Barlow: „Wir können den Ringnebel als Labor nutzen, um zu untersuchen, wie planetarische Nebel entstehen und sich entwickeln.“
Im Klartext bedeutet das, dass die Beobachtung von Messier 57 uns einen Eindruck davon vermitteln kann, wie unser eigenes Sonnensystem in Milliarden von Jahren aussehen könnte.
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Dabei gewinnen die Wissenschaftler:innen auch Informationen über die chemischen Prozesse in planetarischen Nebeln über die Analyse der Farben, die Gas und Staub aussenden, wenn sie von den Sternen im Zentrum bestrahlt werden.
„Die Struktur dieses Objekts ist unglaublich, und wenn man sich vorstellt, dass dies alles von einem einzigen sterbenden Stern geschaffen wurde“, schwärmt Els Peeters, Astrophysikerin an der Western University im kanadischen Ontario. „Neben der morphologischen Fundgrube enthalten diese Beobachtungen auch viele Informationen über die chemische Zusammensetzung von Gas und Staub. Wir haben sogar große kohlenstoffhaltige Moleküle in diesem Objekt gefunden, und wir haben keine klare Vorstellung davon, wie sie dorthin gekommen sind. Noch nicht.“
„Diese Bilder sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern bieten auch eine Fülle von wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Prozesse der Sternentwicklung“, ergänzt Nick Cox, einer der leitenden Wissenschaftler des JWST-Ringnebelprojekts: „Durch die Untersuchung des Ringnebels mit JWST hoffen wir, ein tieferes Verständnis der Lebenszyklen von Sternen und der Elemente, die sie in den Kosmos freisetzen, zu gewinnen.“