Um Taxis zu retten, geht diese Stadt völlig neue Wege
Uber und Co. machen Taxifahrerinnen und -fahrern das Leben schwer. Jetzt reagiert die Taxibranche und führt in einer deutschen Stadt eine wichtige Neuerung ein.
Eine gesetzliche Neuerung macht es möglich: Seit dem 1. September 2023 können Fahrgäste in München schon vor der Taxifahrt einen Festpreis verhandeln. Vorbei sind die Tage, an denen man die Taxikosten nur grob im Vorhinein berechnen konnte. Allerdings nur, wenn das Taxi zuvor telefonisch oder per App, Mail oder SMS bestellt wurde. Wer ein Taxi ganz klassisch heranwinkt, muss weiter mit dem Taxameter vorliebnehmen. Die Neuerung soll für einen fairen Wettbewerb sorgen. Im Gegensatz zu Billiganbietern wie Uber, wo mit Mietwagen operiert wird, müssen Taxen sich an festgelegte Tarife halten, die von den Kommunen bestimmt werden.
Ähnlich wie Uber in einer Stadt gibt es auch billigere Varianten zur Deutschen Bahn und Co. wie Flixbus:
Taxigewerbe gegen Billiganbieter
Das sorgt für ein Ungleichgewicht: Während das Taxigewerbe reguliert ist, können Uber und Co. billige Preise anbieten. Allerdings nur, da hier ausbeuterische Verhältnisse herrschen: Fahrer, die für Fahrdienste wie Uber und Bolt arbeiten, tun dies häufig illegal und/oder konzessionslos. Gegenüber der FAZ sagt Herwig Kollar, Präsident des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen, dazu: „Ermöglicht wird dies durch ein Wegschauen der zuständigen Ordnungsbehörden, die schlichtweg Angst vor juristischen Übergriffen der amerikanischen Plattformbetreiber haben.“ Um Lohndumping und Steuerhinterziehung fortan zu vermeiden, fordert er Mindestpreise für den Mietwagenverkehr.
Wie funktioniert der Fixpreis beim Taxi?
Dass Taxen in München nun mit Festpreisen operieren können, ist ein erster Schritt in Richtung Regulierung. Das Kreisverwaltungsreferat der Stadt erklärt, dass es für die Preise für Taxifahrten einen Korridor geben wird. Dieser entsteht unter Berücksichtigung von Grund- und Kilometerpreis des aktuellen Taxitarifs. Der vereinbarte Fixpreis mit Kundinnen und Kunden kann 20 Prozent über oder 5 Prozent unter diesem Korridor liegen. Außerdem werden die Preise behördlich überwacht.
Nicht nur eine Frage des Preises
Doch nicht nur die Preise, auch das Serviceangebot von Uber, FreeNow und Bolt bewegt vor allem junge Menschen dazu, auf ihr Angebot zu zugreifen: Per App kann man sich einen Wagen bestellen, bekommt ein Bild des Fahrers sowie des Wagens angezeigt und kann im Livestream verfolgen, wie weit das Auto noch entfernt ist und wann es ankommt. So ein modernes Buchungsverhalten braucht es auch bei Taxen, teilte eine Sprecherin der Stadt Berlin mit, wo man überlegt, es München nachzumachen. Auch in Leipzig und Hamburg gibt es erste Überlegungen in diese Richtung.
Ob das neue Konzept erfolgreich wird, hofft der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) schon bald zu erkennen: Er rechnet damit, dass zur baldigen Mobilitätsmesse IAA und zum Oktoberfest das neue Angebot fleißig genutzt wird. So können erste Erkenntnisse erlangt werden.
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