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Google verwischt endgültig die Grenze zwischen Foto und KI

Seit Jahren nutzt Google künstliche Intelligenz und Maschinenlernen in den Pixel-Smartphones, um zum Beispiel die Laufzeit und die Spracherkennung zu verbessern und an vielen Stellen mehr. Ein besonderer Fokus liegt bei Google aber auf der Fotografie. So werden etwa die Foto- und die Videoqualität durch Computational Photography verbessert oder bei Dunkelheit aufgenommene Fotos – mit dem Pixel 8 (Pro) auch Videos – optimiert.

Seit dem Pixel 6 (Test) dreht Google stärker an den Möglichkeiten, Fotos mit wenig Aufwand zu verbessern und zu manipulieren, um das Beste aus Schnappschüssen herauszuholen. Mit dem Magic Eraser ist es etwa möglich, unerwünschte Objekte wie fremde Menschen oder Mülleimer aus Fotos mit einem Fingerzeig wegzuretuschieren. Das war indes nur der Anfang. Mit Pixel 8 und 8 Pro soll KI noch mehr Fotomagie oder Manipulation ermöglichen. In diesem Kontext darf die Frage aufgeworfen werden, ob das noch Fotografie ist. Aber hier zieht Google sich mit einem geschickten Wording aus der Affäre.




Zoom Enhance: Science-Fiction soll beim Pixel 8 Realität werden

Eines der Highlights der Neuankündigungen ist die sogenannte Zoom-Enhance-Funktion, bei der wir unweigerlich an Science-Fiction, CSI und die Memewelt denken müssen. Diese Referenz macht auch Google-Hardware-Chef Rick Osterloh im Zuge des Pixel-Events, auf dem er die Funktion demonstrierte.

Das Smartphone soll Google zufolge dazu in der Lage, rückwirkend Details zu einem Foto hinzuzufügen, wenn man hineinzoomt. Die Google-Funktion geht natürlich nicht so weit wie in Science-Fiction-Streifen, bei denen bisweilen winzige Details in einer Spiegelung zur Aufdeckung des Mordverdächtigen führen.

Was Google aber zeigte, war die optische Aufbesserung eines herangezoomten Objekts, das im Original beim Vergrößern stark unscharf war und durch KI einen massiven Qualitätsgewinn erfuhr.

Osterloh ergänzte während des Pixel-Events, dass die Funktion möglich wurde, weil das Pixel 8 Pro das erste Smartphone sei, „das ein benutzerdefiniertes generatives KI-Bildmodell auf dem Gerät“ biete. Dass die Funktion auf dem Gerät durchgeführt wird, deutet darauf hin, dass Zoom Enhance auch offline genutzt werden dürfte. Die Funktion soll im Dezember per Pixel-Feature-Drop Einzug halten.

Ein wenig erinnert dieses Feature an Samsungs Mondfotografie, bei der geschossene Fotos vom Erdtrabanten massiv per KI aufgebessert werden. Während das Samsung-Feature durch Maschinenlernen nur Mondfotos aufzuhübschen vermag, soll Google alles „enhancen“, was uns vor die Linse flattert.




Best Take: Google lässt Gesichter tauschen

Ein weiteres verrücktes neues Fotofeature ermöglicht das Tauschen von Gesichtern, damit alle Personen im Bild von ihrer besten Seite eingefangen werden können.

Googles Best Take. (Gold: Google)

Google nennt es „beste Aufnahme“, die laut Unternehmen mithilfe eines „geräteinternen Algorithmus aus ähnlichen Fotos einer Reihe eine einzelne optimierte Aufnahme“ erstellt, „in der alle in die Kamera schauen und sich von ihrer Schokoladenseite zeigen“.

Sprich: Auch wenn in jedem Schnappschuss eine Person auf dem Bild entweder die Augen geschlossen, die Zunge herausgestreckt oder in dem Augenblick genießt hat, können die jeweils besten Gesichter ausgewählt und in ein perfektes Foto gegossen werden.

Zum einen dürfte das allerhand Zeit sparen und manche nachträgliche Photoshop-Basteleien überflüssig machen. Zum anderen kann die Frage aufgeworfen werden, ob das noch Fotografie ist. Grimassen ziehende Kinder auf Fotos sind doch eigentlich sympathisch und authentischer, als würden alle auf dem Bild nur brav lächeln. Immerhin ist das nur eine Option, die nicht verwendet werden muss.




Googles „magischer Editor“ bastelt „Momente“

Nicht vollkommen neu, aber nicht minder beeindruckend ist der sogenannte „magische Editor“, der schon zur Google I/O 2023 im Mai präsentiert wurde und eine Art Radierer auf Steroiden ist. Fotos lassen sich damit nämlich noch umfangreicher inszenieren als mit der bisherigen Funktion (die Google mit dem Pixel 8 auch noch aufgebohrt hat).

Mit Googles Magic Editor könnt ihr Fotoinhalte regelrecht reorganisieren. (GIF: Google)

Wie Google schreibt, könnt ihr Objekte und Personen auf dem Bild neu positionieren, die Größe ändern oder Voreinstellungen verwenden, um etwa den Hintergrund hervorzuheben. Ein vollständiger Austausch des Hintergrunds ist nicht möglich, es können nur Details modifiziert werden, wie es scheint.

Google scheint diese Resultate auch nicht mehr Fotos zu nennen, sondern Erinnerungen (Memorys), wie Google-Photos-Chefin Shimrit Ben-Yair gegenüber The Verge verriet. Der Begriff ist für modifizierte Bilder auch passender, schließlich entspricht das, woran wir uns erinnern, auch nicht unbedingt der Realität, sondern wir behalten manches so Erinnerung, wie wir es lieber gehabt hätten.

Mit dieser Wortwahl geht die Google-Managerin auch den großen Fragen der Fotografie aus dem Weg wie: „Wann ist ein Foto ein Foto?“ Aber diese Frage können wir uns schon seit Jahren stellen, da Smartphones bereits lange mit softwareseitigen Optimierungen arbeiten. Selbst Fotos aus der Spiegelreflexkamera werden nicht selten so nachbearbeitet, dass sie poppige Farben erhalten und das Sujet in ein komplett anderes Licht rücken.

Mit den neuen Fotofunktionen werden Pixel-Nutzer:innen zum Teil jene Tools in die Hand gegeben, die Photoshop-Profis in gewisser Weise schon seit Jahren nutzen, dafür aber jede Menge Know-how besitzen müssen. Jetzt sind für Optimierungen nur noch wenige Taps auf den Bildschirm erforderlich.

Im Zuge der Ankündigung hatte Google angedeutet, dass manche Funktionen nicht exklusiv auf den neuen Pixel‑8-Modellen bleiben würden. Welche konkret auf ältere Pixel-Modelle oder gar als Bezahloption in Google Fotos für Geräte von Drittanbietern landen könnten, hat das Unternehmen nicht verraten. Der „magische Radierer“ kann etwa seit einer Weile per Google-One-Abo auch auf iPhones genutzt werden.

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