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„Chefs sollten sich gut überlegen, ob sie Recruitern kündigen“

Vor wenigen Wochen hat Google laut US-Medien angekündigt, einen erheblichen Teil der Belegschaft des Recruiting-Teams zu entlassen. „Wir müssen die Größe der Abteilung leider deutlich reduzieren“, hat Recruiting-VP Brian Ong laut CNBC in einem internen Videomeeting gesagt. Angesichts der Einstellungszahlen für die nächsten Quartale sei es die richtige Entscheidung, gab er vor versammelter Mannschaft zu verstehen. Die Massenentlassungen und Einstellungsstopps der IT-Branche machen Recruiting-Fachkräfte offenbar entbehrlich.

Auch andere Techunternehmen gehen derzeit ähnliche Wege, wie das Wall Street Journal berichtet. Während in den USA in anderen Bereichen der IT-Firmen der Personalbestand aufgrund des schwierigen Marktumfeldes um 10 bis 20 Prozent zurückging, entließen sie laut dem WSJ satte 50 Prozent ihrer Recruiterinnen und Recruiter. Während also vor einem Jahr noch händeringend nach Fachkräften gesucht wurde, um offene Techstellen zu besetzen, sind dieselben Personalerinnen und Personaler heute Jobsuchende geworden.




Krisenmodus: Recruiter-Kündigungen sind kurzsichtig

Dass auch hierzulande in den Techunternehmen immer häufiger Personalfachkräfte reduziert werden, bemerkt Sergej Zimpel. Der Experte hat als Top-Recruiter bei Mister Spex, Scout 24 und BCG Digital Ventures gearbeitet. Zurzeit verantwortet er als Head of Recruiting bei Futurepath die Suche nach IT-Spezialistinnen und IT-Spezialisten für Unternehmen der Volkswagen-Gruppe. Für Zimpel sind die Kündigungen kurzfristig betrachtet nachvollziehbar, allerdings ordnet er sie mittel- bis langfristig als problematisch ein.

Vor allem ein Aspekt dränge sich auf: „Gut aufgestellte Recruiting-Abteilungen arbeiten neben den operativen auch an strategischen Themen wie dem Aufbau von Talent-Pipelines und der datengetriebenen Verbesserung des Hiring-Prozesses“, so Zimpel zu t3n. Das brauche Zeit und würde „angesichts der Kündigungen während des Techwinters verkümmern“. Sobald wieder eingestellt werden muss, wird es laut dem Experten zu massiven Problemen kommen, weil die Aufbauarbeit für ein effektives Recruiting-Konzept fehle.

Schwierig sei zudem der Abbau von HR-, Diversity- und Inclusion-Personal. „Sie tragen enorm zu einer gesunden und wertschätzenden Unternehmenskultur bei“, so Sergej Zimpel. „Wenn diese Positionen abgebaut werden, kann es zu toxischen Arbeitsumgebungen kommen.“ Das sei nicht nur schlecht für die Teammitglieder, sondern auch für das Unternehmen. „Viele Firmen haben in den letzten Jahren im Rahmen ihres Employer-Brandings betont, wie bedeutend eine gute Kultur sei. Talente, denen das wichtig ist, dürfte das abschrecken.“




Kündigungen von Recruitern könnten sich rächen

Für Zimpel ist klar: „Unternehmen sollten sehr sorgfältig abwägen, ob die Entlassungen wirklich notwendig sind.“ Vielmehr plädiert er dafür, nach Aufgaben in anderen Abteilungen zu suchen, in denen die Fachkräfte überbrückend unterstützen können. „Recruiterinnen und Recruiter mit einem modernen Skillset sind super Organisationstalente, haben ein analytisches, datengetriebenes Verständnis und sind stark in der Kommunikation. Sie könnten sowohl im Projekt-, Produkt- als auch im Account-Management sowie Sales mitwirken.“

Um zu verdeutlichen, was passieren könnte, wenn für die Arbeitsabläufe wichtige Fachkräfte aufgrund kurzfristiger Liquiditätsprobleme entlassen werden, greift Sergej Zimpel auf einen Vergleich aus der Coronazeit zurück. Das Bodenpersonal an Flughäfen sei nach den Reisebeschränkungen ebenfalls vorschnell entlassen worden und konnte nach der plötzlichen Öffnung nur sehr langsam wieder aufgebaut werden, so der Experte. „Chefs sollten sich gut überlegen, ob sie ihre Recruiter kündigen.“ Es könnte sich rächen.

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